Sonntag, 31. August 2014

Las Fallas: Valencia, Denia, Punto aparte

Im März geschrieben.
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Mein erster "Punto Aparte" (so etwas, wie eine Minikolumne) in der Zeitung, juhu! Ich freu mich´nen Keks!

Ein überragendes Erlebnis



Sich durch Menschenmassen hindurchschieben. Das dürfte unter die Top Ten der Albträume der meisten Menschen fallen. Bei Leuten kleinerer Statur dürfte es zumindest die Top Five knacken. Mit 1,58 Metern zu den besonders kleinen Exemplaren der menschlichen Art zählend (jedoch angeblich ausgewachsen) bahnte ich mir an San José meinen Weg durch die erwartungsfreudige Menge bei den Fallas-Feierlichkeiten in Dénia. Im Vergleich zu Deutschland birgt Spanien den Vorteil, dass ich mich größentechnisch unter meinesgleichen fühle. Und somit stand ich zum ersten Mal mit gutem Blick nach vorne in einer Menschenmenge, vor mir lediglich ein Paar mit Kind.

Klein zu sein hat mich nie besonders gestört. In meiner Familie ist die Bodennähe angeboren und nicht ohne Neid blickt man auf meine Schwester, die mit ihren 1,65 Meter eine uns unbekannte Höhenluft schnuppert. Naja, denken wir an niedrige Gänge, lange Autofahrten als Beifahrer oder die statistische Chance auf Beliebtheit beim Start eines diktatorischen Regimes, scheint es durchaus seine zu Vorteile haben, klein zu sein. Nur wenig müsste man mich stutzen, damit ich kostenlosen Zutritt zu Achterbahnen, Riesenrädern und dergleichen bekäme. Auf der anderen Seite dieser Medaille stehen große Geschäftsregale, hohe Spiegel in öffentlichen Toiletten und – das Schlimmste von allem – Bemerkungen von Leuten, denen nichts Besseres einfällt. Fünf Cent für jedes Mal, das ich mit „Zwerg“ betitelt wurde, und ich wäre ein reiches kleines Fabelwesen, zufrieden auf meinem Goldpott sitzend.

An diesem Abend in Dénia jedenfalls schien es zunächst so, dass das Glück mir hold sein würde. Doch schwante mir bald schon Böses, als der Beginn der Zündung merklich näher rückte und das Elternpaar vor mir sich immer öfter schuldbewusst nach hinten umsah. Kaum war das erste Feuer gelegt, packten Mami und Papi ihren jungen Engel bei den Armen und hoben ihn hoch, sodass mir von den Fallas nicht mehr als die unvergessliche Sicht auf einen Kinderhinterkopf blieb. An diesem Abend leisteten die beiden bemerkenswerte Oberarmarbeit. Lassen Sie sich nicht täuschen, liebe Leser, nichts läge mir ferner, als diese kinderfreundliche Tat zu verurteilen. Blanker Neid war es, durch den meine Aufmerksamkeit sich nun auf meine beiden Begleiter und insbesondere deren Oberarme richtete. Zu Ostern gibt‘s für sie jedenfalls Hanteln und Gewichte, und dann wird gefälligst trainiert! Damit der Zwerg im nächsten Jahr auch mal etwas sieht.