Sonntag, 31. August 2014

T - X Tage

Im April geschrieben, bisher nicht veröffentlicht.

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Langsam nähert sich das Datum meiner Rückkehr. 

Wird vielleicht mal Zeit für eine kleine Reflexion von.. ja, so ziemlich allem.
Als ich hier herkam, drückte mich der Schuh an verschiedenen Stellen. Manchmal bemerkt man die wirklich drängenden Angelegenheiten erst im Nachhinein, wenn man etwas fokussierter auf die Dinge schaut, die einem bewegen. Obwohl ich subjektive Beschreibungen der eigenen Persönlichkeit immer etwas unsinig und narzistisch halte, möchte ich doch ein wenig was von den Gedanken über die Entwicklung teilen.



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Ich brauche meine Unabhängigkeit, suche sie immer wieder. Es gibt wenig, das mich so sehr belastet, wie Menschen, die sie antasten, ob nun gewollt oder nicht, indem sie mir für Entscheidungen ein schlechtes Gewissen aufdrücken, oder es auch nur versuchen. Ich rede nicht von Vereinbarungen oder Kontrollmöglichkeiten, sondern von passiver Aggressivität, von Leuten, die mir nicht vertrauen, die nicht offen sagen können, was sie möchten. Mir liegt viel daran, dass sich Leute bei mir wohl fühlen, gleichzeitig fordere ich viel, weil Vertrauen etwas ist, dass Menschen oft nur schwerfällig, geradezu mit Unbehagen, vergeben. Man kann ja über alles reden, oder?
Dass Leute nicht reden. Das macht mich sowieso am meisten fertig. Es gibt Beziehungen, die funktionieren mit wenig Kommunikation, auch solche führe ich. Aber wenn eine enge Bindung besteht und ständig etwas Unausgesprochen im Raum steht, treibt mich das zuweilen in den Wahnsinn und ich versuche, reinen Tisch zu machen. In den schlimmsten Fällen erniedrige ich mich dadurch selbst, mache alles nur noch schlimmer und werfe mich selbst aus der Bahn. In dieser Hinsicht also fehlte mir die Unabhängigkeit, wie sie bei erwachsenen Menschen öfter mal gebraucht wird. Indem ich Abstand gewann, der mir die Möglichkeit zu solchen Krisen nahm, konnte ich darüber reflektieren und sehen, dass es einerseits nicht immer mit einem "du musst mal entspannter werden" getan ist, sondern dasss es vielmehr den Prioritäten meiner Mitmenschen obliegt, ob sie die Dinge klären wollen, oder nicht, und wenn nicht, dann passt eines meiner (mittlerweile) Lieblingszitate einer Freundin:
"Manchmal ist die truth halt scheiße"
Beides hat sich hier ein wenig verbessert, nachdem es sich zunächst einmal verschlimmert hat. Mit dem näherschreitenden Datum meiner Rückkehr bekomme ich Angst, dass es wieder Einfluss auf mich nehmen könnte.

-         Das Fernsehen und sogar das deutsche Fernsehprogramm, so verpönt es auch ist. Ich habe das Gefühl, mir ist eine wichtige Informations- und Unterhaltungsquelle flöten gegangen und ich verpasse Dinge, die mich interessieren. Nicht, dass ich in Deutschland ständig fernsehen würde, aber ich genieße es gerne mal, Filme zu schauen oder Dokumentationen, ab und zu ein bisschen Klatsch und Tratsch; wählen zu können zwischen Sendern, auf denen man auf einer Sprache spricht, die ich selbst beherrsche, aus einem Kulturraum, der mir heimisch ist. 
-         Internetvideos: Hier habe ich erstmal bemerken können, wie vertieft ich in so manchen Videoblog war oder auch in Reviews von Filmen, Büchern, Produkten oder allgemein über Popkultur… 
-         Die Produktvielfalt: In Deutschland kann man davon ausgehen, dass beinahe alles erhältlich ist und das noch nicht mal allzu schwer. In Spanien kann davon leider keine Rede sein. Wer beispielsweise nach ökologischen Alternativen sucht oder plastikarm einkaufen möchte, hat in Spanien keine Chance: Hier wird noch mit dem Spruch „Einzeln verpackt!“ geworben. Ein Lebensmittel, das mir besonders fehlt: Frischer Basilikum. 
-         Verlässlichkeit: Nein, ich meine nicht, dass „die Spanier“ unzuverlässig sind oder so, vielleicht sollte ich es auch anders nennen: Die deutsche Penibilität. Gibt es dieses Wort? Was ich meine, ist dass man hier immer ein bisschen skeptisch sein muss, was Informationen betrifft. Das fängt bei der Straßenbeschilderung an, die irgendwann anfängt und dann einfach aufhört, bevor du merkst, dass du zehn Kilometer in die falsche Richtung gefahren bist, und hört bei dem Vermerk „Mehr Informationen im Internet“ auf, denn: Viele Internetseiten existieren erst gar nicht. Oder nehmen wir zum Beispiel die Siesta: Man kann nie wissen, wann sie aufhört, denn das ist von Ort zu Ort und von Geschäft zu Geschäft unterschiedlich. Ich stand schon vor Läden, die laut Schild um 16:30 Uhr öffnen wollten, und erst um 17 Uhr rum langsam ihre Pforten öffneten (*ich will hier keine Mentalität kritisieren, denn ich weiß, dass das, was ich da an Deutschland hochhalte auf der zweiten Seite Korinthenkackerei beinhaltet)