Mittlerweile ist nicht nur die
Redaktion ist umgezogen, sondern auch ich. Vorher hatte ich eine kleine Wohnung
über der Redaktion. Diese bestand aus einem Wohnzimmer, welches gleichzeitig
die Küche und auch das Schlafzimmer für Praktikant Nr. 2 gewesen wäre, sofern
es einen gegeben hätte. Die Küche reichte völlig für eine Singlewohnung aus, es
gab zwei Tische und ein Sofa, außerdem einen Fernseher, der auf einem kleinen
Schränkchen stand. Durch dieses Zimmer kam man außerdem auf einen kleinen
Balkon, der nicht mehr Platz hergab, als für eine Einzelperson zum betreten und
wenden nötig wäre, die Sicht nach vorne war auch nicht gerade spektakulär, man
konnte der Nachbarin beim Rauchen zusehen, nach links konnte man in eine Straße
blicken und gucken, ob das Auto noch da war, aber nach links schaute man auf
die Ortskirche La Purissima Xiqueta, die, wie es früher überall üblich war, jede Viertelstunde
schlug.
Trat man in das andere Zimmer ein, stellte man für gewöhnlich erstmal die karge Ausstattung fest: Ein französisches Bett und ein Nachttischchen, vielleicht noch ein Stuhl, als Ablage. Links kam man durch einen „Flur“(war nicht wirklich einer), dessen Wand aus einem riesigen Kleiderschrank bestand, zum Badezimmer. Wichtig für alle Vertreter des Auch-bei-plus-20-Grad-Dauerfröstelns (als deren Vorsitzende ich mich quasi zähle): Das Bad hatte eine Badewanne!!!
Trat man in das andere Zimmer ein, stellte man für gewöhnlich erstmal die karge Ausstattung fest: Ein französisches Bett und ein Nachttischchen, vielleicht noch ein Stuhl, als Ablage. Links kam man durch einen „Flur“(war nicht wirklich einer), dessen Wand aus einem riesigen Kleiderschrank bestand, zum Badezimmer. Wichtig für alle Vertreter des Auch-bei-plus-20-Grad-Dauerfröstelns (als deren Vorsitzende ich mich quasi zähle): Das Bad hatte eine Badewanne!!!
Por la esperiencia
Man kann also sagen,
dass die Wohnung ganz okay war. Irgendwie war sie aber absolut nicht meins. Man
hatte nicht viel Stauraum und es war super schwer, ansatzweise Ordnung zu
halten. Und das gerade für jemanden wie mich, die ich sowieso nicht gerade die
Ordnungsfanatikerin Nummer 1 bin. Normalerweise geht das bei mir klar, weil ich
eigentlich nur Chaos hinterlasse, wenn ich spät dran bin- ansonsten halte ich
gerne Ordnung. Blöd nur, dass ich hier immer auf´m Sprung bin, weil die Arbeit
von neun bis sechs geht und ich allgemein viiiiiel weniger Zeit habe, als je
zuvor (darüber schrieb ich ja bereits hier ein bisschen). Ich bin kein
Workaholic, obwohl es viel zu tun gibt, aber ich genieße, was ich hier tue,
wenn auch nur auf Zeit und wenn auch nur als Praktikant und obwohl ich weiß,
dass dies nicht mein Beruf werden soll, aber es ist eine bewusste Entscheidung,
der Erfahrung wegen. Das war mir persönlich sehr wichtig. Es nimmt mir außerdem
eine der größten Ängste: Nicht zu wissen, was es heißt, „zu arbeiten“. Ein
ständiger Vorwurf an Studenten, und ich weiß auch, woher der rührt. Aber zu den
vielen Erfahrungen, die ich hier mache, wächst so langsam eine Grundhaltung,
dass das, was „die anderen sagen“ immer mehr an Bedeutung verliert, und so auch
dieser Vorwurf (das ist ganz witzig, nicht? Es nimmt mir die Angst nicht, weil
ich arbeite, sondern weil ich durch das ganze Hier-Sein mehr Fokus auf das
Wesentliche bekomme). Es ist ein Reifungsprozess, den ich viel früher schon
gebraucht hätte. Gottseidank habe ich bisher trotzdem immer alles richtig
gemacht, vielleicht hätte ich etwas schneller sein können, aber gut. (Dass ich allerdings
so wenig zum schreiben komme, macht mir schon ein bisschen Sorgen, denn der
Blog hier soll mir auch eine Erinnerungsstütze sein. Aber es passiert ja auch
immer noch mal so viel.)
Mein Umzug
hierhin blieb lange Zeit nur theoretisch und ich wurde bis zuletzt im Unklaren
gelassen, wie was abläuft. Ich solle mich nur „nicht darum kümmern“, und gut
war. Hatte ich bereits Anfang Januar mit einem Umzug gerechnet (und deswegen
sogar meine Schwester gebeten, ihren Besuch zu verschieben, den sie dann
letztenendes deswegen absagen musste), zog ich schließlich anderhalb Monate
später um, was mich in der Zwischenzeit ziemlich wütend machen konnte.
Gleichzeitig war ich etwas traurig, Benissa zu verlassen: Wie würde ich ohne
die verschrobenen Blicke all jener auskommen, die mir jeden Tag in den Straßen
und Geschäften entgegenkamen und mich nicht zurückgrüßten? ;) Nein ehrlich: Es
gab auch Ausnahmen, aber allgemein blicke ich auf Benissa zurück als ein
ziemlich Fremde-isolierendes Kaff (Frustrationsschwelle war schon erreicht,bevor es schlimmer wurde). Allerdings hatte ich mich hier schon
eingelebt und war mir nicht sicher, ob dieser Umzug dieses Gefühl wieder
zerstören und mich in ein neues, kaltes Wasser schmeißen würde, oder ob ich es
eher als Chance verstehen sollte.
Blick von der Dachterrasse |
Was ich an
Benissa vermisse, sind das Glockenläuten,
die Nähe zu Calpe und Moraira (unsere Lieblingsurlaubsorte), die bergige
Gegend, mein Portemonnaie, die Dachterrasse, das Fitnessstudio, die
Erreichbarkeit von allem zu Fuß, vor allem die zu meiner Kollegin und Freundin
Leonie..
Was ich nicht
vermisse, sind die Benissaner(?), das Exit (die Dordisko), die Wohnung, der
Code & Alarm vom Gebäude, die Unruhe in dem Haus und auf den Straßen, den
schlecht gelaunten Zeitungsverkäufer, die stöhnenden Männer im Fitnessstudio.
Kreuz auf Verkehrsinsel, das aussieht, wie Keksröllchen |
La Purissima beim San-Antonio-Fest |
Von Nettetal nach Villajoyosa (übersetzt: Nettes Dorf)
Der Umzug jedenfalls verlief gut. Ich hab mich gefreut auf das etwas näher-an-allem gelegene Leben in dieser Stadt, die ich bisher nur zweimal vielleicht im Urlaub besucht hatte. Sie liegt direkt an der Küste, hat eine Schokoladenfabrik (inklusive Museum), eine Markthalle, die täglich öffnet und liegt zwischen Benidorm (Tourismushochburg) und Alicante (nächste Großstadt der Gegend). Außerdem blickt sie auf eine lange Geschichte zurück, unter anderem die Römer siedelten schon hier. Als Wahrzeichen der Stadt gelten die bunt bemalten Häuser, die hier stehen und beinahe jede Postkarte zieren. In Villajoyosa hat der Tourismus noch nicht so stark zugeschlagen. Riesige Hotelbauten gibt es nur in Richtung Benidorm. Ansonsten spielt sich das Leben im Stadtkern rund um die Altstadt ab. Ist Spanien das Land mit der größten Liebe zu Einbahnstraßen, ist Villajoyosa sozusagen dessen Hauptstadt. Ein kleines Manko für Leute, Ausländer, deren jegliche Lizenz und Fahrzeugpapiere abhanden gekommen sind (ähem!), denn oftmals hast du in dieser Gegend nur die Wahl zwischen einer Schlagschluchten (nicht zu verwechseln mit Schlaglöchern!) durchzogenen Landstraße, die in unbekannter Länge ins Nichts führt und einem amateurhaften Rückwärtsfahrmanöver, die ganze Zeit im Kopf, dass bitte keine Polizei- oder noch schlimmer: die Guardia Civil- auftauchen möge.
Wenige Tage vor
dem Umzug wurde mir dann schließlich die Wohnung gezeigt, und aller Ärger war
verflogen: Groß, geräumig, mit einer Hammer-Aussicht, fünf Minuten zu Fuß zum
Strand, Poolanlage im Garten, zehn Minuten mit dem Auto zur Arbeit. Das Haus
heißt nicht umsonst „Residencia Los Olivos“: Es steht zwar in einem
Neubaugebiet, aber die Wohnungen rund herum sind echt nicht von schlechten
Eltern und sind dementsprechend teuer. Also wohnen hier viele Residenten,
zumeist Engländer oder die Wohnungen stehen leer, weil die Besitzer nur im
Sommer hier sind. Das ist natürlich schade für das Stadtbild (wobei der
Stadtteil „El Paraiso“ eher außerhalb liegt), andererseits gut für mich, so
kann ich die Ruhe genießen. Direkt am ersten Tag bin ich in der Gegend
spazieren gewesen und hatte wieder einen „Dafür machst du das“-Tage. Denn
gegenüber kommt man über einen kleinen Hügel, auf dem eine Ruine steht, an eine
durch Felsen von der Zivilisation getrennte Steinküste, die von Pinien
überzogen und wunderbar zum Spazierengehen ist. Ich bin auf Bäume geklettert
und lag wie ein Salamander auf einem Stein am Meer in der Sonne. Es war einfach
herrlich.
Und dann Wurde ich in der
ersten Woche direkt krank. Ich lag für vier Tage flach und meine besten Freunde
waren die Teekanne, meine Wärmflasche und das Hörbuch „Das Silmarillion“ (wovon
ich bereits hier ein bisschen berichtete). Das war neu für mich: Alleine wohnen
und krank werden, niemand in erreichbarer Nähe, der mich umsorgen könnte. Meine Freunde und Familie fehlten mir unendlich und jede nach-5-Minuten-immernoch-unbeantwortete Nachricht wurde zum handfesten Beweis für mich, dass ich daheim schon abgeschrieben war. Wenn ich krank bin neige ich zu Übertreibungen, wie man vielleicht merkt (aber nur dann! :D .. Ich
tat mir schon ziemlich leid).
Hasta Luego!