Montag, 17. März 2014

Valencia, te quiero.


An einem Wochenende Ende Januar haben wir spontan einen Ausflug nach Valencia gemacht. Wir haben uns morgens ein Hotelzimmer gebucht und sind los. Valencia ist die drittgrößte Stadt Spaniens und liegt circa anderthalb Stunden von der Marina Alta entfernt. Die ganze Provinz ist nach ihr benannt, sie ist politische und kulturelle Hauptstadt der Region hier; die Landesküche, bestimmte Traditionen und Feste sind "typisch Valencianisch"  und schlussendlisch sprechen auch die Leute hier weniger Castellano, als „Valenciano“ (dem Katalanischen sehr ähnlich, sozusagen dasselbe, aber das würden beide Seiten natürlich nie zugeben). 

Wir wollten uns die Maut sparen und sind über die Nationalstraße gefahren. Das war einerseits sehr schön und angenehm – wir sind durch mehrere Dörfchen gefahren und haben viel Landschaft gesehen. Ohne unter Zeitdruck zu stehen, haben wir uns mit Durchschnittstempo hundert immer weiter nach Norden bewegt. Andererseits, und das hat mich zumindest sehr erschreckt – stand über den ersten Teil der Strecke alle 500 Meter eine Prostituierte. Auch, als es anfing, zu regnen. Manchmal auch nur noch ihr kleiner Plastiksitz, was mir jedes Mal einen kleinen Ekelschauer verpasst hat [Ich möchte euch nicht mit politischen Themen überfluten, aber ich möchte auch nicht ohne Verweis auf die Petition für ein Prostitutionsverbot inDeutschland verbleiben].
 
Als wir uns Valencia näherten, konnten bereits von weitem die „Ciudad de las Artes y de las ciencias“ (Stadt der Künste und Wissenschaften) sehen, eine Museumsinsel voller imposanter Bauten, etwas ab vom Zentrum erbaut. Wir hatten vor, den ersten Tag für das Zentrum zu nutzen, abends feiern zu gehen und dann am nächsten Tag ein kleines Kulturprogramm durchzuziehen. Erstmal aber begaben wir uns in den Dschungel, der da „Stadtverkehr Valencia“ geheißen wird. In diesem Punkt gleicht Valencia einem Ameisenhaufen nur, dass die Autos (meistens) nicht übereinander fahren. Und dann: Mehrspurige Kreisverkehre. Mit Zebrastreifen an den Ausfahrten. Halleluja!

Someone calls it "Straßenführung"

Leonie schlug sich tapfer und so fanden wir sicher, wenn auch ein bisschen adrenalingeladen, unser Hotel- mit (tämtädätääää!) Parkplatz in der Tiefgarage. Ein sehr wichtiger Punkt, hat doch beinahe jede spanische Stadt mittlerer Größe bereits ein Parkproblem. Im Hotelzimmer angekommen, konnten wir unserstmal von der Fahrt ausruhen, ehe es zum Shoppen in die Innenstadt ging. Da Leonie schon mehrere Male zuvor in Valencia gewesen war, kannte sie sich ein bisschen aus und so konnten wir uns alles Nachfragen und Kartenschleppen sparen. Wir kamen durch den Jardín del Turia, einem hübschen Park auf dem ehemaligen Flußbett des Turiaauf, in die Altstadt, an der alten Markthalle vorbei (neben Barcelonas angeblich die zweitschönste in Spanien). Außerdem kamen wir nicht ohnehin, die ausgefallene Streetart zu bemerken, die Valencias Häusermauern ziert. 



Man merkte direkt, dass diese Stadt ein besonderes Flair hat, nicht ganz so verrückt und umwühlt, wie Barcelona, aber trotzdem jung und momentan noch erhaben gegen die starke Hand des Massentourismus, der hier so manche Stadt entstellt. Das Stadtbild ist geprägt von Menschen ausgefallener, nie langweiliger Kleidung (manchmal etwas seltsam), bunte oder in Rastazöpfen umwobene Haare sieht man hier sehr viel eher, als in den größeren Städten im Süden der valencianischen Küste. Auch sieht man sehr viele Studenten, von denen  nicht wenige ausländischer Herkunft sind (auch die typische deutsche Studentin mit Dutt und Rucksack, in Shirt, Short und Turnschuhen kommt einem hier oft entgegen).  Die Architektur Valencias ist durchwachsen: Von stuckumwölbten Fassaden aus dem 18., 19. Jahrhundert, bis zu 70er-Jahre Bauten, die, anders als jene in Deutschland, nicht kastig und grob sind, sondern meistens bunt und freundlich aussehen. 
El Mercat Central de València
Plaza del Ayuntamiento
Edificio de Correos

Leonie (ironischerweise mit der wahrscheinlich einzigen architektonischen Ausnahme)
Für uns ging´s erstmal in die Shoppingmeile. In Spanien findet man zwar viele Geschäfteketten, die man in Deutschland auch hat (H&M, Zara, Pimpkie), aber auch gaaanz viele, die es in Deutschland nicht gibt (Pull&Bear, Stradivarius, Bershka- ganzzuschweigenvon SEPHORA!!!<3<3<3), die – meiner Meinung nach – auch noch ein viel interessanteres Sortiment haben, als die typisch deutschen Läden. Noch dazu sind sie günstiger, also wurde der Nachmittag in Garderoben und zwischen Kleiderständern verbracht, bis wir beide, einigermaßen müde, wieder den Weg in Richtung Altstadt einschlugen, auf der Suche nach einem Restaurant. 
Nachdem wir dann gegessen hatten, holten wir uns schonmal ein bisschen Wegzehrung für Später: Eine Flasche Sangria (den guten Don Simon!). Im Hotelzimmer machten wir uns sogleich daran, uns für die Nacht frisch zu machen: Zwischendurch immer wieder ein bisschen Sangria, und es wurde immer lustiger.
Die erste Bar war einigermaßen öde und nach einem Getränk haben wir schon gleich wieder das Weite gesucht.  Wir hatten uns bereits einen Club rausgesucht, und den steuerten wir nun an. Am Eingang wollte man 12 Euro Eintritt. Verdutzt blieben wir draußen stehen, ratlos, ob wir uns nun in Richtung Altstadt begeben sollten oder das Geld investieren sollten, denn von innen klang überaus annehmbare Musik zu uns und die Stimmung in dem Schuppen schien auch nicht schlecht zu sein. Neben uns hielt während unserer Überlegungen eine Limousine, aus der eine partywütige Meute stieg und ich hatte eine Idee. Ich ging zu einem der Jungs, die gerade einer Handvoll singender und tanzender Mädchen in Highheels aus der Limo halfen, und begann ein bisschen Smalltalk in meinem besten Möchtegern-Spanisch. Ich brauchte gar nicht viel zu erzählen, da nahm uns die Truppe mit ins Schlepptau: zwei Worte an den Türsteher und wir waren ohne einen Penny zu bezahlen drin.

Um es kurz zu machen: Der geplante Kulturtag tags drauf viel postfiestasbedingt aus; und wir wollten nur nach Hause. Gottseidank fuhr Leonie (DANKE!!) und ich sah einer gemütlichen Autofahrt entgegen. Blauäugig schalteten wir erst gar nicht das Navi an, sondern folgten lediglich den Schildern in Richtung "Alicante". Als wir immer weiter landeinwärts kamen, bemerkten wir, dass die Autobahn uns über Land nach Alicante direkt führte, anstatt an der Küste entlang (und somit an unserem Zielort Benissa vorbei). Um Umzukehren waren wir schon zu weit, also fuhren wir ab, stellten das Navi ab und wollten uns durch über die Landstraße zur Küste vorwagen. 

Es gibt Dinge, die man auf die harte Tour lernt und danach nie wieder macht. In der Bahn einschlafen zum Beispiel, oder in Verträgen das Kleingedruckte überlesen. 

Verkatert den Weg ins spanische Hinterland einzuschlagen gehört wohl auch dazu. Es war wie in einem schlechten Film: Der Weg führte uns höch und wieder runter, kreuz und quer, durch die entlegensten vier-Häuser-Dörfchen und gerade so, als sei es den Straßenbauern darauf angekommen, so viele Kurven wie möglich auf engsten Straßen zu verteilen (hat mich stark an das Dschungellevel bei Mario Kart erinnert). Letztenendes haben wir um die drei Stunden gebraucht, bis wir endlich in Benissa ankamen. 

Never. Ever. Again.

Valencia war trotzdem ein Erlebnis und ich behalte es als extrem spaßig in Erinnerung!! Wenn ich das Geld hätte und mir drei Städte aussuchen könnte, in denen ich eine Wohnung haben könnte: Valencia wäre darunter.